Teil 16: Von den Shaolin-Mönchen lernen
Die Verantwortung für sich selbst ist die Wurzel jeder Verantwortung. (Meng Tse)
Realitäten akzeptieren, unangenehme Wahrheiten adressieren, harte Entscheidungen schnell treffen und konsequent umsetzen sowie notwendige Konflikte in Kauf nehmen ist Teil unserer Aufgabe. Gleichzeitig ist es unabdingbar, Ruhe auszustrahlen, Orientierung und Sicherheit zu vermitteln. Und zudem haben alle Beteiligten einen Anspruch auf Ehrlichkeit, Empathie und eine wertschätzende Kommunikation.
Die Kung-Fu-Mönche des Shaolin-Klosters können bei der Bewältigung dieser Herausforderungen als Vorbild dienen. Sie beherrschen die Kampfkünste auf einem sehr hohen Niveau, verfügen über unglaubliche körperliche und mentale Fähigkeiten. Gleichzeitig sind sie ausgeglichen, souverän und empathisch.
Ihr Geheimnis ist ihre Sicht auf die Dinge: Sie wissen um die Unwahrscheinlichkeit, in ihrem Kampfsport zur absoluten Perfektion zu gelangen. Ihr Ziel ist es daher, jeden Tag aufs Neue das Bestmögliche zu erreichen. Mit dieser Einstellung gelingt es, das tägliche harte Training voller Energie und mit vollem Einsatz zu absolvieren und gleichzeitig jeden Abend mit dem abgelaufenen Tag zufrieden zu sein. Lautete ihr Ziel hingegen, zum besten Kung-Fu-Kämpfer ihrer Generation zu werden, wären Unzufriedenheit und Frustration die unvermeidbare Folge. Denn dieses Ziel läge bestenfalls weit in der Zukunft. Und nur einer kann der Beste sein.
Mit der Einstellung der Kampfmönche kann es auch uns gelingen, dynamische Herausforderungen bestmöglich zu meistern. Volle Leidenschaft und Einsatz bei dem, was wir tun, ohne uns emotional von dem Ergebnis abhängig zu machen. Ein schwieriger Spagat, aber ein zentraler Baustein für Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und mentale Gesundheit.
Wir sollten versuchen, die Dinge leichter zu nehmen und die Bedeutung der eigenen Tätigkeit nüchtern zu betrachten. Eine gute Übung ist es, aus der Vogelperspektive oder aus der Perspektive künftiger Generationen auf unser Tun zu schauen. Alles relativiert sich, ohne dass es dadurch an Wert verliert. Selbst die Bedeutung von Menschen, die zu ihrer Zeit einmal sehr bedeutend waren, verliert sich über die Zeit. Kaum jemand, der sich an alle Bundeskanzler und Bundespräsidenten unserer Republik erinnert, von ehemals prominenten Vorständen oder Unternehmern ganz zu schweigen.