Teil 11: Via Negativa
Lassen wir es zu, dass sich unsere Gedanken verselbstständigen oder negative Gefühle alles überlagern, wird klares Denken unmöglich. Kreisen unsere Gedanken darum, wie unfair etwa ist, warum ausgerechnet uns das passieren musste oder wie verwerflich das Handeln anderer ist, kommen wir der Lösung eines Problems keinen Schritt näher.
Wut ist ein schlechter Ratgeber. Kurzfristig mag sie uns zwar motivieren, sie kostet aber zu viel Kraft und beschädigt die Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Auf Dauer ist sie destruktiv.
Der Schlüssel zum erfolgreichen Handeln, zum zielgerichteten Einsatz unserer geistigen und mentalen Energie sind positive Motivationsquellen: Freude an der Zusammenarbeit mit Menschen oder das Wissen durch die eigene Arbeit Dinge zum Besseren zu verändern.
In Unternehmenskrisen werden vielen Beteiligten Opfer zugemutet: Banken sollen auf ausgereichte Darlehen, Mitarbeiter auf Gehälter, Lieferanten auf Forderungen, Vermieter auf Mietansprüche verzichten. Entsprechend groß ist die Anspannung. Der Umgangston wird rauer und unsachlicher, gegenseitige Schuldzuweisungen machen die Runde. Anwälte bauen rechtliche Positionen für ihre Mandanten auf. Jeder versucht – vollkommen legitim – seine Position zu optimieren.
Die Verantwortlichen stehen vor immensen Herausforderungen: Sanierungsmaßnahmen sind zu planen und umzusetzen, Geschäftspartner von der weiteren Zusammenarbeit zu überzeugen, Banken von der Kündigung von Krediten abzubringen, weitere Mittel vom Eigentümer zu organisieren.
Manager können solche Situationen meistern, wenn sie respektiert werden, wenn sie zuverlässig und professionell Ruhe und Sicherheit ausstrahlen, wenn sie Orientierung geben. Nur so kann es ihnen gelingen, Menschen zu motivieren, auf die Bewältigung einer Herausforderung einzuschwören und den nötigen Optimismus zu verbreiten.
Um in Krisen erfolgreich zu führen, müssen wir zuallererst uns selbst führen. Natürlich werden wir von Zweifeln, Frustrationen, Ängsten und Enttäuschungen bedrängt. Wir müssen uns unserer Emotionen bewusst werden, uns ihnen stellen und lernen, sie zu beherrschen. Unsere Mitarbeiter dürfen wir damit auf keinen Fall belasten.