Teil 11: Via Negativa
Konflikte sind unvermeidbar. Manchmal werden sie leider unfair, teilweise sogar persönlich ausgetragen. Wir benötigen daher Mechanismen, um schwierige Auseinandersetzungen zu bestehen.
Um klar und angemessen reagieren zu können, sollten wir zuerst Abstand gewinnen, uns nicht provozieren lassen und uns daran erinnern, dass wir zwar nicht die Handlungen anderer, aber sehr wohl unsere Reaktion darauf beeinflussen können.
Dann gilt es eventuelle Missverständnisse zu beseitigen, Kompromisse zu suchen und Lösungen zu erarbeiten. Um überzeugend zu wirken, müssen wir unseren Standpunkt dabei argumentativ gut unterlegen und stets ruhig bleiben.
Keineswegs sollte man diese Haltung mit Nachgiebigkeit oder Inkonsequenz verwechseln. Als Manager ist es unsere Aufgabe, konstruktiv mit Zielkonflikten umzugehen und in jeder Situation beste Lösungen zu finden. So müssen wir etwa Effizienz sicherstellen, zugleich aber nachhaltig operieren, die Organisation schlank aufstellen, aber für alle Fälle kompetente Ressourcen vorhalten. Dazu müssen kluge Mittelwege und Kompromisse gefunden werden. Erweist sich ein Widerspruch hingegen als echte Paradoxie, dürfen wir uns mit der Situation nicht arrangieren.
Nach der Fusion von zwei Unternehmen sollten die IT-Systeme vereinheitlicht werden. Der IT-Chef und sein Team präsentierten nach intensiver Arbeit einen zielführenden und fundierten Projektvorschlag. Der CEO scheute jedoch die hohen Kosten und die Belastungen für die Organisation. Die bestehende IT-Landschaft sei nicht so schlecht und man könne auch mal improvisieren. Im Übrigen erwarte er, dass es keine Beeinträchtigungen des laufenden Geschäfts gebe und die Kosten nicht explodieren. Der IT-Chef suchte noch mehrmals das Gespräch mit dem CEO. Da er seinen Vorgesetzten nicht überzeugen konnte, beschloss er, das Unternehmen zu verlassen. Die Vorgaben waren für ihn nicht akzeptabel. Er konnte und wollte die angestrebte Vorgehensweise nicht verantworten.
Die für einen solchen Schritt erforderliche Unabhängigkeit sollten wir uns erarbeiten. Unser Selbstbild darf nicht ausschließlich von unserem Beruf abhängen. Auch ist es klug, einen Lebensstil zu wählen, der sich bei zeitweiligen finanziellen Einbußen aufrechterhalten lässt.