Teil 2: Der Ethos des Managements
Das persönliche Fundament festigen

Management ist letztendlich der Umgang mit Zielkonflikten. Da keine Situation der anderen gleicht, existieren keine vorgefertigten Lösungen. Improvisieren ist hingegen in einer komplexen und instabilen Welt oft zu riskant. Um sicher durch Umbrüche und Krisen navigieren zu können, benötigen wir einen zuverlässigen Kompass.

Orientierung bietet uns die Ethik. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort Ethos ab und bedeutet, sich mit der Bewertung menschlichen Handelns und Fragen der Moral zu befassen. In der philosophischen Ethik finden wir Grundsätze, an denen wir unser Handeln ausrichten können. Die situative Anwendung auf konkrete Herausforderungen ist unsere Aufgabe. Je besser wir für uns gültige Prinzipien wählen und verinnerlichen, je intuitiver wir sie anwenden, je stärker also unser ethisches Fundament ist, desto besser gelingt es uns, erfolgreich mit Konflikten umzugehen.

Peter F. Drucker – einer der profiliertesten Managementlehrer – hat die entsprechende Messlatte aufgestellt:

  • Manager sind wie alle Menschen der einfachen, alltäglichen Ehrlichkeit verpflichtet. Sie sollen nicht betrügen, stehlen, lügen, bestechen oder sich bestechen lassen. Aus ihrer herausgehobenen Position im Unternehmen lassen sich keine Unterschiede für ethische Standards rechtfertigen.
  • Zwar können Manager keine Erfolgsgarantie für ihr Handeln geben. Angelehnt an den hippokratischen Eid können sie jedoch ein Versprechen abgeben: »Zuerst einmal nicht schaden – primum non nocere«. Diese Selbstverpflichtung beinhaltet auch, sich bedenklichen Entwicklungen entgegenzustellen, auch wenn dies mit persönlichen Risiken verbunden ist.

Eine Handlung an sich ist nur selten eindeutig gut oder schlecht. Ausschlaggebend sind der jeweilige Kontext und die zugrundeliegende Motivation. Um die jeweilige Situation gut zu verstehen, müssen wir sie gründlich analysieren und unsere Motivation hinterfragen: Nehmen wir neue Entwicklungen wahr? Haben wir die Gesamtsituation in Betracht gezogen? Lassen wir uns von Vorurteilen beeinflussen? Bemühen wir uns um Fairness? Haben wir die Konsequenzen für alle Beteiligen im Blick? Sind wir uns über unsere Beweggründe im Klaren?

Eine Trennung von Angestellten aufgrund sich verschlechterter wirtschaftlicher Bedingungen, ist nie einfach, aber manchmal leider unvermeidbar. Vor der Notwendigkeit unabwendbarer Entlassungen die Augen zu verschließen und dadurch die Existenz eines Unternehmens zu gefährden, ist ethisch nicht vertretbar. Zu kündigende Mitarbeiter auf Basis persönlicher Befindlichkeiten auszuwählen, ist ein nicht zu rechtfertigender Machtmissbrauch.

Dr. Ronald Roos
Kapitalmarkttransaktionen | Finanzierungen | Restrukturierungen 
CEO | CFO | CRO
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