Teil 3: Raum für gute Entscheidungen schaffen
Ohne Risiko entgeht man keiner großen Gefahr

Bevor Du kämpfst, musst Du lernen zu stehen. (Aus Shaolin)

Entscheidungen sowohl gut zu durchdenken wie auch schnell zu treffen, ist bei der Bewältigung von Krisen unabdingbar. Ein oft nur schwierig zu meisternder Spagat.

Um ausreichend Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, müssen wir anfangs das Tempo drosseln. Nur so können wir uns einen Gesamteindruck verschaffen und alle Optionen analysieren. Sich allein auf das Bauchgefühl oder den ersten Eindruck zu verlassen, intuitiv zu handeln, reicht nicht aus.

Gleichzeitig dürfen wir nicht erstarren und Zeit ungenutzt verstreichen lassen. Selbst eine richtige Entscheidung, kann – wenn sie zu spät getroffen wurde – nutzlos sein. Wir sollten uns immer vor Augen führen, dass wir nie wissen können, ob alle relevanten Informationen vorliegen und ob wir sie richtig interpretiert haben. Die „eine“ richtige Entscheidung existiert nicht, lediglich die unter den gegebenen Umständen bestmögliche. Kennen sollten wir jedoch immer die Vor- und Nachteile aller Alternativen. Dadurch können wir zeitnah auf eventuelle Änderungen der Rahmenbedingungen reagieren.

Der größte Minderheitsgesellschafter eines Unternehmens mit hohem Kapitalbedarf weigerte sich, ein vertraglich zugesichertes Darlehen auszuzahlen. In weniger als einem Monat drohte die Gesellschaft zahlungsunfähig zu werden. Um das abzuwenden, bot der Minderheitsgesellschafter eine Eigenkapitalerhöhung zu inakzeptablen Konditionen an. Faktisch führte er eine Krise mit dem Ziel einer feindlichen Übernahme herbei. Er spekulierte darauf, dass der Gründer und Mehrheitsaktionär eine Insolvenz um jeden Preis abwenden und das Angebot akzeptieren würde.

Die aus Sicht des Mehrheitsaktionärs naheliegenden Handlungsalternativen – dem Minderheitsaktionär in Verhandlungen ein besseres Angebot abzuringen oder eine alternative Finanzierungsquelle zu erschließen – waren beide nicht sehr erfolgversprechend.

Wir nahmen uns daher die Zeit in zahlreichen Gesprächen weitere Option zu erarbeiten. Dabei fokussierten wir uns auf die Stärken und Schwächen des Minderheitsgesellschafters. Er war nicht unangreifbar. Denn bei einer Insolvenz würde auch er sein investiertes Kapital verlieren.

Wir informierten ihn, dass seine Bedingungen unakzeptabel seien und wir nun die Vorbereitungen für die Insolvenz treffen würden. So gelangten wir in eine Position der Stärke und zwangen den Minderheitsgesellschafter an den Verhandlungstisch mit dem Ergebnis einer zufriedenstellenden Einigung: Die notwendige Kapitalspritze erfolgte zu deutlich besseren Bedingungen.

Dr. Ronald Roos
Kapitalmarkttransaktionen | Finanzierungen | Restrukturierungen 
CEO | CFO | CRO
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