Teil 6: Sich auf das Unvorhergesehene vorbereiten
Ohne Risiko entgeht man keiner großen Gefahr

Wir müssen die Dinge, die in unserer Macht stehen, möglichst gut einrichten, alles andere aber so nehmen, wie es kommt (Epiktet)

Krisen hat es immer gegeben. Wandel ist unausweichlich. Wir mögen diese Unwägbarkeiten nicht. Die Risikoforschung zeigt, dass Menschen mit Ungewissheit schlecht umgehen können. Die Einschätzung einer Vielzahl kleiner Risiken überfordert uns. Wir neigen dazu, einige Gefahren maßlos zu überschätzen, andere hingegen zu ignorieren.

Mit welchen Herausforderungen wir uns in Zukunft beschäftigen müssen, wissen wir nicht. Tatsächlich existiert eine Vielzahl von möglichen Problemen, die sich aber nur selten zu ernsthaften Krisen auswachsen. Lediglich einige wenige entfalten ihr zerstörerisches Potenzial.

Um handlungsfähig zu bleiben, sollten wir einerseits immer mit unvorhersehbaren Entwicklungen rechnen und andererseits bestehende Probleme schnell angehen.

Die Unvorhersehbarkeit der Zukunft sollte uns nicht daran hindern, für potenzielle Herausforderungen Handlungsalternativen zu durchdenken. Worauf man mental gefasst ist, lässt sich leichter bewältigen. Begreifen wir Krisenmanagement als Teil der Aufgabe von Führungskräften, gelingt es uns einfacher unsere Energie zu fokussieren. Wir blockieren uns dann weniger mit Fragen nach dem „Warum“.

Unternehmen verlieren in der Regel nicht von heute auf morgen aufgrund eines einzelnen Ereignisses ihre Wettbewerbsfähigkeit. Es ist vielmehr eine schleichende Entwicklung, die auf vielvielfältigen Ursachen beruht. Erst durch Ignorieren oder halbherziges Handeln entfalten sich Probleme zu ihrer vollen Größe, potenzieren sich gegenseitig und werden häufig unumkehrbar. Wir müssen uns daher rechtzeitig und mit aller Kraft um die Dinge kümmern, die wir beeinflussen können.

Eine Beteiligungsgesellschaft erwarb Unternehmen, spaltete sie auf und veräußerte die einzelnen Geschäftsfelder weiter. Einige - meist defizitäre - Geschäftsfelder verblieben zur Weiterentwicklung im eigenen Portfolio. Mit den Unternehmensverkäufen wurden sehr gute Ergebnisse erzielt, die die Verluste der verbleibenden Aktivitäten mehr als kompensierten.

Eine nicht vorhersehbare Finanzkrise verschlechterte die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen faktisch über Nacht. Unternehmensverkäufe zu akzeptablen Preisen waren kaum noch möglich. Die operativen Schwierigkeiten der Portfoliounternehmen vergrößerten sich. Banken forderten ausgereichte Darlehen zurück. Geschäftspartner zogen sich zurück. Die Verluste stiegen deutlich. Das Zeitfenster zur Restrukturierung hatte sich ungenutzt geschlossen. Die Gruppe war nicht mehr zusammenzuhalten und wurde abgewickelt.

Dr. Ronald Roos
Kapitalmarkttransaktionen | Finanzierungen | Restrukturierungen 
CEO | CFO | CRO
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