Teil 7: Fairer Umgang mit Menschen
Ohne Risiko entgeht man keiner großen Gefahr

Wenn du von den anderen Verantwortung verlangst, übernehme auch für dich deine eigene. (Solon von Athen)

Einschneidende Maßnahmen umzusetzen und gleichzeitig fair mit allen Beteiligten umzugehen, ist ein schwieriger Spagat. Je größer die persönlichen Konsequenzen für Einzelne sind und je ungerechter die erforderlichen Maßnahmen empfunden werden, desto höher sind die Anforderungen an uns als Führungskräfte. Wir sind auf zwei Ebenen gefordert: Einerseits die wirtschaftlichen Auswirkungen der Betroffenen - soweit es in unserer Macht steht - zu minimieren und andererseits wertschätzend zu kommunizieren. Selbst dann, wenn wir unsachlich angegangen werden. 

Bei einer Sanierung eines großen mittelständischen Unternehmens traf die erforderliche Reduzierung der Kosten die Arbeitnehmer überproportional: ungefähr die Hälfte der Mitarbeiter mussten das Unternehmen verlassen. Leider gelang es nicht mit allen Geschäftspartnern alle Verträge mit besseren Konditionen neu zu verhandeln.

Bei Licht betrachtet, war es allerdings gelungen, die Hälfte der Arbeitsplätze zu erhalten und eine vollständige Abwicklung des Unternehmens zu verhindern. Trotzdem war die Enttäuschung und die Frustration der Mitarbeiter über den Verlust der Arbeitsplätze, aber auch die ungleiche Lastenverteilung naturgemäß groß.  Wir konnten zwar den teilweisen Verlust der Arbeitsplätze nicht verhindern, aber zwei Dinge konnten wir tun.

Wir gründeten eine Qualifizierung- und Transfergesellschaft. Diese bot den ausscheidenden Mitarbeitern Qualifizierungsmaßnahmen an und zahlte ein - wenn auch reduziertes - Gehalt für ein Jahr. Niemand wurde unmittelbar arbeitslos. Die Finanzierung erfolgte teilweise durch einen Sanierungsbeitrag des Eigentümers.

Zudem kommunizierten wir zeitnah, umfassend und wertschätzend. Auf vielen Betriebsversammlungen und in Gesprächen mit dem Betriebsrat stellten wir die wirtschaftliche Situation und die absolute Notwendigkeit der einschneidenden Maßnahmen dar. Wir betonten, dass die Mitarbeiter für die Krise in keiner Weise verantwortlich sind und versuchten, ihnen Mut für die Zukunft zu machen.

Die Trennung von Mitarbeitern führt auch bei der verbleibenden Belegschaft zu Verunsicherung und Misstrauen. Je fairer die Vorgehensweise ist, desto schneller verheilen die Wunden. Die Erfolgsaussichten die Krise schnell hinter sich zu lassen, verbessern sich deutlich.

Ein unfairer und rücksichtsloser Umgang mit Menschen ist nie akzeptabel. Empathie und Ehrlichkeit kommt in Krisen eine wichtige Bedeutung zu.

Dr. Ronald Roos
Kapitalmarkttransaktionen | Finanzierungen | Restrukturierungen 
CEO | CFO | CRO
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